Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Friedrich Barbarossa. — Richard Lvwercherz. König von England. 18?>
nicht erschien, in die Reichsacht, d. H. für vogelfrei, erklärt und verlor außerdem seine beiden Herzogthümer. Trotzdem Heinrich der Löwe zu den Waffen griff, war er doch so schwach, daß er selbst einsah, er werde nichts ausrichten. Er bat daher seinen Kaiser fußfällig um Gnade. ^ Friedrich hob ihn voll Rührung auf und sprach: „Du bist selbst die Ursache deines Falles".
Der Kreuzzug. 1190. Als 7ojähriger Greis machte sich Friedrich auf, um den Ungläubigen Jerusalem wieder zu entreißen. Aber auf demjbkge dahin rief ihn Gott ab. Als er mit seinem Heere an den Fluß Saleph in Kleinasien gekommen war, warf er sich in ungeduldiger Hast mit feinem Rosse in den Strom, um das jenseitige Ufer zu gewinnen. Der Strudel erfaßte jedoch den Kaiser; seine Kräfte verließen ihn, und es war um ihn geschehen, ehe ihm die Seinen zu Hülfe kommen konnten. Eine schmerzliche Klage ertönte, als die Trauerkunde nach Europa kam. Das deutsche Volk hat "das Andenken Friedrichs im Herzen bewahrt bis auf diesen Tag.
Die Sage vom Kyffhäuser. Nach einer Sage ist er niemals gestorben, sondern lebt im Kyffhäuserberge in Thüringen noch jetzt. Dorthin hat er die Herrlichkeit des Deutschen Reiches mitgenommen bis zu seiner Wiederkunft. Er sitzt auf einem Throne von Elfenbein und stützt sein Haupt auf einen Marmortisch, durch welchen auch der feurige Bart gewachsen ist. Nach je hundert Jahren erwacht er und schickt einen Edelknaben vor das Schloß, daß er sehe, ob die Raben noch um den Berg fliegen. Geschieht das letztere, so muß Barbarossa noch weitere hundert Jahre schlafen. Wenn aber die Raben nicht mehr um den Berg fliegen, dann wird der Kaiser hervorkommen und das deutsche Reich wieder groß und herrlich machen. Die Hoffnungen, welche in dieser Sage ausgedrückt find, haben sich in dem deutsch-französischen Kriege erfüllt; denn Barbarossa (Kaiser Wilhelm I.) hat das deutsche Reich wieder groß und mächtig gemacht, und die Raben (unsere Feinde), welche uns bisher bedrohten, find zum Schweigen gebracht.
111. Kichard Löwenherz, König von ßngkand. 1189—1199.
Belagerung von Accou. Als Friedrich Barbarossa seinen Kreuzzug unternahm, zog auch (1190) Richard Löwenherz von England und Philipp August von Frankreich aus, um das heilige Grab zu erobern. Sie nahmen ihren Weg zur See. Die beiden Nationen aber waren eifersüchtig auf einander. Als man die Stadt Accon belagerte und eroberte, war es Herzog Leopold von Oesterreich, der fein Banner zuerst auf den Zinnen aufpflanzte. Dies verdroß Richard; er ließ die Fahne herunterreißen und in den Koth treten. Zornig griffen die Deutschen zu ihren Waffen; allein da sie die schwächere Partei waren, besänftigte sie Leopold und führte sie schnell aus Asien weg. Bald darauf verließ auch der König von Frankreich das Heer, weil er den stolzen hochfahrenden Sinn Richards nicht ertragen konnte.
Richard vor Jerusalem. Richard rückte dennoch weiter vor und schlug den ägyptischen Sultan Saladin, welcher Jerusalem beherrschte. Er aber wollte nur gegen Jerusalem ziehen. Einmal ging er mit wenigen Begleitern aus die Jagd und gerieth in einen türkischen Hinterhalt. Er hieb wie ein Rasender um sich; allein seine Begleiter waren schon alle bis auf einen gefallen, und der Türken waren viele. Da rief plötzlich dieser eine — ich bin der König! Sogleich ließen die Türken Richard tos und nahmen jenen gefangen. Saladin lobte ihn, als er die List erfuhr, behandelte ihn sehr edel und wechselte ihn nachher gegen 10 Araber aus. Richard indeß, schon int Angesichte Jerusalems, ward von seinen Fürsten genöthigt, umzukehren. Er wandte sein Gesicht unwillig von Jerusalem ab und rief: „Wer den Muth nicht hat, des Heilands Grab zu befreien, verdient auch nicht, es zu sehen !a
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Geschichte des Mittelalters.
Richards Gefangenschaft. Er schloß mit Saladin Frieden und segelte (1192) nach Europa zurück. Aber seine Tapferkeit blieb noch lange im Andenken des Volks. Die Mütter schreckten noch nachher die Kinder mit dem Rufe: König Richard kommt! — Unterwegs nun traf ihn ein Sturm; sein leichtes Schiff ward in den Meerbusen von Venedig getrieben, und er mußte bei Aquileja ans Land steigen. Um keine Zeit zu verlieren, weil in seinem Königreiche Unruhen ausgebrochen waren, entschloß er sich, als Pilger verkleidet zu Lande durch Deutschland zu reisen. In Wien aber ward er erkannt; der Herzog Leopold von Oesterreich, der seine herabge-risfene Fahne nicht vergessen hatte, ließ ihn gefangen nehmen und lieferte ihn auf Verlangen an den damaligen deutschen Kaiser, Heinrich Vl, aus, der ihn in der Burg Trifels in der Pfalz gefangen fetzen und bewachen ließ. Philipp von Frankreich gab Geld, damit er ihn noch länger gefangen hielte, um während der Zeit Richards Länder plündern zu können.
Bliondel. Richard war ein Freund der Dichtkunst, und er goß jetzt seinen Schmerz aus in Liedern. Als, nach der Sage, die Seinen noch nicht wußten, wo er gefangen faß, zog Blondel, sein Lieblingssänger, aus, den Herrn zu suchen. Er kam nach Oesterreich und hörte, daß auf der Burg Trifels ein vornehmer Gefangener sitzen solle. Da der Zutritt, ihm verweigert wurde, so setzte er sich in der Nähe nieder und stimmte ein Lied an, welches er mit seinem Könige einst gemeinschaftlich gedichtet hatte. Als er die erste Strophe geendigt, da sang eine Stimme aus dem Thurme das Lied weiter. — Nun eilte Blondel nach England und brachte die Kunde von _ Richards Gefangenschaft. Die Engländer verlangten darauf ihres Königs Freiheit, und da der Kaiser ein Lösegeld von 300,000 Mark verlangte, so gab sie das treue Volk.
112. Landgraf Ludwig der Eiserne. 1160.
Ludwig und der Schmied. Zu Ruhla im Thüringerwald liegt eine uralte Schmiede, und sprichwörtlich pflegte man von langen Zeiten her einen strengen, unbiegsamen Mann mit den Worten zu bezeichnen: „Er ist in der Ruhla hart geschmiedet worden". Den Ursprung dieses Sprichworts lehrt folgende Sage: Landgraf Ludwig zu Thüringen und Hessen lebte zur Zeit Friedrichs I. Er war anfangs ein gar milder und weicher Herr und demüthig gegen jedermann. Da begannen feine Junker und Edelleute stolz zu werden und verschmähten ihn und seine Gebote; aber die Unterthanen drückten sie an allen Enden. Es trug sich nun einmal zu, daß der Landgraf auf die Jagd in den Wald ritt und ein Wild so lange verfolgte, bis er sich verirrte und von der Nacht überfallen wurde. Da gewahrte er ein Feuer durch die Bäume, richtete sich darnach und kam in Ruhla zu einer Schmiede. Der Fürst war mit schlechten Kleidern angethan; ein Jagdhorn hing an seiner Seite. Der Schmied fragte, wer er wäre; er antwortete: „Des Landgrafen Jäger". Da sprach der Schmied: „Pfui,
des Landgrafen, des barmherzigen Herrn! Beherbergen will ich dich diese Nacht; in dem Schuppen da findest du Heu; da magst du dich mit deinem Pferde behelfen; aber um deines Herrn willen nehme ich dich nicht auf". Der Landgraf ging schweigend an den angewiesenen Ort, konnte jedoch nicht schlafen; denn die ganze Nacht hindurch arbeitete der Schmied, und wertn er mit dem großen Hammer das Eisen zusammenschlug, sprach er bei jedem Schlag: „Landgraf, werde hart! Landgraf, werde hart, hart wie dies Eisen!" und schalt ihn also: „Du böser, unseliger Herr, was taugt deine Regierung den armen Leuten? Siehst du nicht, wie deine Räthe das Volk plagen?" Dann erzählte er dem Schmiedegesellen bei der Arbeit, wasfur Bedrückungen
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Die Jungfrau von Orleans.
199
brannte. Sein Freund Hiero nymus von Prag hatte im folgenden Jahr dasselbe Schicksal.
Der Hussitenkrieg. Die böhmischen Anhänger dieser beiden Männer nannten sich Hussiten und wollten nun für Hussen's Lehre Gut und Leben lassen. Es kam zu einem Kriege. Die kaiserliche Heeresmacht wurde durch Zrska, den Anführer der Hussiten, besiegt, und die Schrecknisse des Krieges dauerten 16 Jahre, bis endlich ein Vertrag zu Stande kam. Aus den wilden Hussiten bildete sich die Gemeinde der böhmischen Brüder, die sich unter mancherlei Anfechtungen aufrecht erhalten haben.
121. Die Jungfrau von Orleans.
Ihre Herkunft. Johanna d'arc oder die Jungfrau von Orleans, war die Tochter eines französischen Sandmanns aus Lothringen. In der Einsamkeit hütete sie ihre Heerden und wuchs zu einer Jungfrau voll Schönheit und Anmuth heran. Sie zog sich gern von ihren Gespielen zurück und glaubte Erscheinungen von heiligen und Engeln zu haben. In frommer Schwärmerei lebte sie so ein träumerisches Leben bis zu ihrem 19. Jahre. Da war großes Unglück über ihr Vaterland gekommen, und oft hörte sie im Hause ihres Vaters das Mißgeschick ihres guten Königs betrauern.
Krieflc zwischen Frankreich ltitb England. Als Karl Vii. (1422) in Frankreich den Thron bestieg, waren die Franzosen mit den Engländern schon seit langer Zeit in harte Kämpfe verwickelt gewesen. Die Familie der Capetinge r war nämlich in Frankreich ausgestorben und eine Seitenlinie, das Haus Valois zur Regierung gekommen, während auch von England aus Ansprüche auf den Thron gemacht wurden. König Karl wurde so hart bedrängt, daß er als letzten festen Punkt nur noch Orleans besaß, welches auch von den Engländern belagert wurde. Die Noth des Königs wuchs mit jedem Tage.
Johanna vor Karl. Da wurde Karl gemeldet, eiu wunderbares Mädchen sei an der Spitze eines kleinen Haufens von Reitern eingetroffen, verlange den König zu sprechen und verheiße ihm die Rettung Orleans, so wie seine Krönung in der Krönungsstadt Rheims. Karl erstaunte und hielt's für Trug; aber er beschloß, sie vor sich zu lassen und zu prüfen. Er trat unter fein Gefolge und ließ einen andern feine Stelle einnehmen. Das Mädchen wendete sich aber sogleich von dem falschen König ab, bis es den rechten herausfand und vor ihm knieend ihn als den begrüßte, an den sie gesandt worden, um ihm Rettung zu bringen. Die Schilderungen von der Noth des Vaterlandes hatten dies Mädchen in ihrer Zurückgezogenheit so innig beschäftigt, daß sie von innern Erscheinungen ihrer schwärmerisch erregten Einbildungskraft darin bestärkt, fest überzeugt war, zur Retterin ihres Vaterlandes berufen zu fein. Der König ließ jetzt die Sache prüfen, und da man den Sinn des Mädchens rein befunden, fanden ihre Aussagen Glauben. Nun ließ sie fick eine weiße Fahne fertigen, auf deren weißem Grunde der Heiland gemalt war, die Erdkugel haltend, von Lilien umgeben. Zugleich bezeichnete sie einen Ort, wo in einer Kirche ein am Griff mit fünf Kreuzen geziertes Schwert sich finde; das solle man hervorholen und ihr bringen. Dies trug sie, bediente sich aber desselben nie, um Feinde zu todten, sondern höchstens, um sich der An dringenden zu erwehren.
Johanna in Orleans. 1 Der1'König beschloß jetzt,^Isie nach ihrem Verlangen nach Orleans zu senden. Als sie zu Pferde und vollständig gerüstet, ihre Fahne in der Linken in Orleans ihren Einzug hielt, wurde sie mit lautem Jubel empfangen. Nun unternahmen die Franzosen, von Johanna geführt, mehrere Ausfälle; sie waren alle siegreich; denn Grauen und Entsetzen kam über die englischen Soldaten, wenn sie die kriegerische Jungfrau mit Fahne und Schwert auf sich losschreiten sahen. Unwissenheit und Aberglaube waren zu allgemein verbreitet, als daß man diese Erscheinung für eine natürliche hätte halten können. Bei einem besonders heftigen Sturme wurde Johanna verwundet. Sie entfernte sich, ließ sich verbinden und kehrte aufs neue in den Kampf zurück. Die schon ganz ermüdeten Franzosen wurden durch ihr Wiedererscheinen neu begeistert; noch ein kühner Sturm,
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212
Geschichte der neuen Zeit.
hereinstürzten. Einer derselben rief ihm zu: „Bist bucoligny?" — „Ich bin es",, antwortete dieser mit gefaßter Miene, „junger Mensch, habe Ehrfurcht vor meinen grauen Haaren". Aber dieser stieß ihm den Degen in den Leib, zog ihn rauchend wieder heraus, hieb ihm ins Gesicht, in den Hals, in die Brust, so lange, bis der Unglückliche kein Zeichen des Lebens mehr von sich gab und rief dann zum Fenster hinaus: „Es ist geschehen!" Um aber die unten Stehenden von dem Tode des Admirals zu überzeugen, ward der Leichnam zum Fenster hinabgeworsen. Auf das fürchterliche Geschrei, welches sich gleich auf den Klang der Glocke erhoben hatte, waren die Hugenotten aus dem Schlafe erwacht und an die Fenster, ja an die Thüren gestürzt, meist schlaftrunken, viele fast unbekleidet. Sie rourbettjotuie sie sich auf den Straßen zeigten, niedergestoßen. Jetzt kamen auch die bewaffneten Bürger hervor, die man ins Geheimniß gezogen und zu diesem Geschäft befehligt hatte, und die als Kennzeichen weiße Tücher trugen. Sie fielen nicht blos über die Fliehenden her, sondern drangen auch in die Häuser und metzelten nieder, was sie erreichen konnten. Wirthe stachen ihre Miethsleute, Dienstboten ihre resormirtcn Herrschaften über den Haufen. Während viele Pariser wutschnaubend _ durch die Straßen liefen, sanken andere röchelnd und winselnd nieder oder saßen in Todesangst in Kammern, auf Böden und in Kellern und wagten kaum zu athmen, bis das Bedürfniß oder die Neugier sie doch verlockte, wo sie dann gleichfalls niedergemacht wurden. Der Tag brach an über diesen Greueln. Da sah man denn die Spuren dieser ungeheuern Menschenschlacht. Straßen und Häuser klebten von Blut; überall verstümmelte Leichname oder noch zuckende Sterbende. Man mußte einen großen Theil derselben an eisernen Haken in die Seine schleppen.
Fortsetzung des Blutbades. So heftig Karl vor dem Anfang des Blutbades gezittert batte, so gerieth er doch nachher selbst in Wuth. Er rief mehrmals zum Fenster hinaus: „Tödte, todte!" ja, man sagt, er habe selber mit einer Flinte unter die Flüchtlinge geschossen, die sich über den Fluß zu retten versuchten. Das Morben währte übrigens noch brei Tage fort, und nicht nur in der Hauptstadt, sonbern iu bett meisten Provinzen des Reiches. Im ganzen rechnet man die Zahl der Er-morbeten nach einer mäßigen Angabe auf 30,000; andere geben weit mehr, sogar 100,000 an. Jeboch fanden sich unter den Statthaltern in den Provinzen auch manche eble Männer, die bett königlichen Befehl nicht vollzogen. Einer von biefett vernichtete bett Brief auf der Stelle, und ein an der er schrieb an den König: „Sire, ich habe Ew. Majestät Befehl Ihren getreuen Einwohnern und den Kriegsleuten der Besatzung funb gemacht und da lauter gute Bürger und mannhafte Soldaten, aber nicht einen einzigen Henker gefunden. Sie und ich bitten Ew. Majestät unter-thänigst, Sie wollen unsere Arme und unser Leben nur zu möglichen Unternehmungen, seien sie auch noch so verwegen, anzuwenden geruhen". Matt nannte die furchtbare Mordnacht wegen des darauf folgenden Bartholomäustages, bte_ Bartholomäusnacht, oder auch, weil sie bald nach der Hochzeit des Königs Heinrich von Navarra ftattfanb, die pariser Bluthochzeit. ■
Karls Tod. Karl Ix. würde tn der Folge von einer entnervenden Krankheit befallen, die mit jebettt Tage zunahm. Die Qualen des Gewissens folterten sein Gemüth; benn seit der Bartholomäusnacht verscheuchten die Schreckensbtiber der Ermorbeten den Schlaf von seinem Lager. Er starb (1574), noch nicht volle 24 Jahre alt. Nach Weiter und Stacke.
128. Heinrich Iv., König von Krankreich. 1589—1610.
Kämpfe für den Thron. Als in Frankreich das Hans Balois erloschen war, gelangten die Bourbonen zur Regierung. Es kaut jetzt der früher erwähnte ^etnnch von Navarra unter dem Namen Heinrich Iv. auf den Thron. Fünf schwere Jahre mußte er Krieg fuhren, ehe er Paris gewann, und die ?yranzosett nur einigermaßen mit sich versöhnte. Seine Feinde, unter denen die Familie der Gutiett_ obenan stand, waren so erbittert auf ihtt, daß sie gar die Spanier ins Land rtefen, um ihm nur widerstehen zu können. Dennoch konnten sie dem tapfern Heinrich nichts anhaben. In einer Schlacht sprach er zu seinen Kriegern: „Gefährten! wenn ihr heute das Leben für mich wagt, so wage ich auch das metnige für euch. Wenn ihr eure Standarten verlieren solltet, so sehet nur nach meinem wettzen Federbusche; ihr werdet ihn immer auf dem Wege der Ehre und des Sieges finden . Die kurzem
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Heinrich Iv., König von Frankreich.
213
Anrede that Wunder; seine Leute erfochten einen herrlichen Sieg, und als sie dem fliehenden Feinde nachjagten, rief er ihnen nach: „Schonet der Franzosen, und macht nur die Fremden nieder!" Ungeachtet seiner Siege machten ihm seine Feinde so viel zu thun, daß er einsah, Frankreich würde nicht eher beruhigt werden, bis er wieder zur katholischen Kirche überträte. Denn er und Sonde hatten nach der Bartholomäusnacht zwar den katholischen Glauben annehmen müssen, waren aber bald wieder zur Partei der Hugenotten überaegangen. Heinrich nahm wieder öffentlich den katholischen Glauben an. Viele seiner Freunde schlugen sich nun zu ihm, und endlich hatte er auch die Freude, daß ihm Paris übergeben wurde (1594). Als er hier seinen Einzug hielt, sah er sich anfangs ängstlich um; denn er wußte wohl, daß er noch von den meisten Katholiken gehaßt wurde und daß keiner seinen llebertritt für aufrichtig ansah. Als das Volk ihm aber überall entgegenrief: „Es lebe der König!" sagte er: „Ich sehe wohl, daß das arme Volk lange in der Tyrannei gehalten worden ist". — Sein Zug ging zunächst nach der Notredamekirche. Hier war das Gedränge so arg , daß er fast hineingetragen wurde. Seine Soldaten wollten ihm Platz verschaffen; er verbot es aber. „Ich will lieber", sagte er, „mehr Mühe haben, hineinzukommen, wenn sie mich nur recht bequem sehen können; denn sie scheinen recht hungrig darnach zu sein, einen König zu sehen". — Seine ärgsten Feindinnen, ein paar Damen aus dem Hause Guise, die Herzogin von Monpensier und Nemours, die alles von seiner Rache fürchteten, besuchte er noch denselben Tag, und als man ihm rieth, doch nun feine Feinde zu züchtigen, antwortete er: „Ich will alles vergessen, ich will alles verzeihen".
Das Grbict von Nantes. 1598. Um seine frühern Glaubensgenossen, die Hugenotten, zu beruhigen, gab er das Edict zu Nantes, wodurch ihnen völlige Religionsfreiheit und das Recht, alle Ehrenstellen zu bekleiden, zugesichert wurde. Jetzt waren alle Parteien versöhnt, und Heinrich suchte nun die Wohlfahrt des Landes im Innern des Reiches zu heben. Des unterdrückten Landmannes nahm er sich ganz besonders an und erließ ihm große euntmen von rückständigen Steuern. „Ich werde nicht eher zufrieden fein, bis ich es dahin gebracht habe, daß jeder Bauer des Sonntags ein Huhn im Topfe hat", so sagte und handelte er. — Das waren feine vergnügtesten Stunden, wenn er mit seinem kleinen Sohne spielen konnte Emst ritt der kleine Knabe auf des Vaters Rücken in der Stube umher-, als grabe der spanische Gesanbte eintrat. „Herr!" fragte Heinrich, „haben sie auch Kinder?" — ,,^a, Sire", erwiderte dieser. — „Gut", sprach Heinrich, „dann werden sie es mir nicht übel nehmen, wettn ich meinen Ritt fortsetze".
Sully. König Heinrich Iv. hatte das Glück, in dem Marquis von Rosny, nachhertgen Herzog von Sully, nicht nur einen ausgezeichneten Staatsmann, fottbern auch einen aufrichtigen eblett Freuttb zu fittbett. Sully war dem Könige alles und ohne feinen Rath beschloß biefer nichts. Heinrich konnte zuweilen mtpfmblich werden, wenn Snlly ihn tadelte; aber immer war das Ende dieser Verstimmung, daß seine Freundschaft und sein Zutrauen wuchsen. — Der Neid der Hofleute versuchte mehrmals, solche Zwischenzeiten des Unwillens zu benutzen, n?1 r ? mächtigen Freund des Königs zu stürzen, was ihnen jedoch niemals gelang. Einst hatte sich Sully über Vorwürfe, die man ihm gemacht, beim Könige vertheidigt; biefer kam ihm gleich mit der zuvorkommettbsten Freunblichkeit entgegen und Sully, bavon gerührt, wollte sich dem Könige zu Füßen werfen. Heinrich aber, bet.in einiger Entfernung die Hofleute stehen sah, hielt ihn zurück und sagte: „Nicht boch,^ stehet aut! die Menschen bort könnten sich einbilben, ich hätte euch wirklich etwas zu verzeihen". — Einige Zeit barauf machte ihm Sully wegen einer unge-rechten Handlung so nachdrückliche Vorsteüungen, daß der König in heutigen Zorn gerteth und plötzlich aufstanb und wegging: „Das ist boch ein unausstehlicher Jjtenich! er thut nie etwas anberes, als daß er mir wiberfpricht, und mißbilligt alles, was ich will. Aber bei Gott! ich will mir Gehorsam verschaffen; ich will ihn in 14 Tagen nickt sehen!" Des attbern Morgens um sieben Uhr horte Sully
' -ov ,, brerl Uhr für fernen König gearbeitet hatte, an feine Thür klopfen. „Zicx ist ba? ruft er. „Der König!" heißt die Antwort, und Heinrich tritt herein, umarmt seinen y-reunb und sagt: „Wenn ihr mir nicht mehr wiberstrecken werbet, werbe ich glauben, daß ihr mich nicht mehr liebt".
^önigsmord. Heinrich hatte den Platt, die ganze Christenheit in ein grotzev christliches Reich zu bereinigen, alle Staaten einanber an Macht gleich
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
314
Großherzogtum Baden.
[14
gestellt durch Bernhard I. (1379—1431) (S. 3) und dessen Sohn Jakob I. (1431 — 1453) (S. 4). Die Regierungszeit Karls I. (1453—1475), des Nachfolgers von Jakob I., war durch lange und unglückliche Kriege ausgefüllt. Er wurde in der Schlacht bei Seckenheim (1462), unweit Mannheim, von dem Kurfürsten Friedrich I., „dem Siegreichen", als er unter gräßlichen Verwüstungen in dessen Land einfiel, geschlagen und lange Zeit im Heidelberger Schlosse gefangen gehalten. Ein hohes Lösegeld und die Abtretung eines Teiles seines Landes gaben ihm erst die Freiheit. Sein Sohn Christoph I. (1475 bis 1527) (S. 4) besaß noch die badischen Lande ungeteilt. Nach seinem Tode zerfiel das Land (1535) in zwei getrennte Markgrafschaften: Baden-Baden und Baden-Durlach (S. 4).
Die Markgrafen
3. von Badcn-Baden(l535—1771). Der Stammvater der Linie Baden-Baden, Bernhard Iii. (1527 bis 1536), lebte zur Zeit der Reformation, zu der er sich öffentlich bekannte. Auch sein Sohn Philibert neigte zum Protestantismus und gestattete seinen protestantischen Unterthanen freie Religionsübung. Er führte seine Truppen nach Frankreich zur Unterstützung der Hugenotten, kehrte aber bald die Waffen gegen sie. Er fand in der Schlacht von Montcontour seinen Tod Philipp Ii. (1569—1588) führte das katholische Glaubensbekenntnis wieder gewaltsam ein. Durch seine Prachtliebe stürzte er sein Land in große Schulden, die sein Vetter und Nachfolger Eduard Fortunatus (1588—1600) durch sein unstätes und abenteuerliches Leben noch bedeutend vergrößerte. Dessen Mißregierung veranlaßte den Markgrafen Ernst Friedrich von Ba-den-Durlach, seine Lande in Besitz zu nehmen, um sie dem völligen Untergange zu entreißen. Sein Sohn Wilhelm (1622 — 1677) (S. 4) folgte ihm in der Regierung, und diesem sein Enkel Ludwig, Wilhelm (1677—1707) (S. 5). Dessen Söhne, Ludwig Georg und August Georg, die nachein-
4. von Baden-Durlach (1535 bis 1771). Der Stifter dieser Linie war Ernst (1527-1553), der dritte Sohn des Markgrafen Christoph I. Er unterdrückte den Bauernaufstand und beförderte im stillen die Reformation, die sein Sohn Karl Ii. (1553—1577) (S. 6) in seinem Lande einführte. Dessen Sohn Ernst Fried ri ch (1577 bis 1604) nahm wegen der Mißwirtschaft des Markgrafen Eduard Fortunatus die obere Markgrafschaft in Besitz. Ihm folgte als zeitweiliger Herrscher in den beiden Markgrafschaften sein Bruder Georg Friedrich (1604—1622) (S. 7), für den die Schlacht bei Wimpfen so verhängnisvoll wurde. Sein Sohn und Nachfolger F r i e d r i chv. (1622—1659) wurde schwer heimgesucht für die Thaten seines Vaters (S. 7). Ihm folgte sein einziger Sohn Friedrich Vi. (1659 bis 1677), der sich während des Dreißigjährigen Krieges einen berühmten Namen als Feldherr erworben hatte und sich auch als Regent verdient machte. Sein Sohn Friedrich Magnus (1677 bis 1709), dessen Land durch den Übermut Ludwigs Xiv. dasselbe Schicksal erduldete, wie die obere Markgrafschaft, fand während der Kriegs-
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Extrahierte Ortsnamen: Baden Seckenheim Mannheim Baden-Baden Baden-Durlach Frankreich Ludwigs_Xiv
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Tirol an Bayern, Vorderösterreich an Württemberg und Baden abtreten. Bayern und Württemberg wurden Königreiche, Baden ein Großherzogtum.
Wenige Wochen nach dem Preßbnrger Frieden zog sein ältester Bruder Joseph als König in Neapel ein; für den Schwager Mnrat wurde aus den v^n Bayern^äbgetretenen rechtsrheinischen Resten des Belgischen Landes im März 1806 ein Großherzogtum geschaffen. Die batavische Republik verwandelte sich im Mai 1806 in ein Königreich Holland, das der Bruder Ludwig erhielt. Dem Stiefsohn Napoleons, Eugen Beauharnais, seit kurzem Vizekönig von Italien, mußte der König von Bayern im Januar 1806 seine Tochter zur Gemahlin geben, der Großherzog von Baden im April seinen Enkel mit des Kaisers angenommener Tochter Stephanie vermählen. Niemals hatten deutsche Kaiser deutsche Fürsten so zu beugen verstanden wie der korsische Advokatensohn.
3. Der Rheinbund und die Auslösung des Deutschen Reiches. 1806.
Die mittleren und kleinen Fürsten Süd- und Westdeutschlands vereinigte Napoleon zu einem Rheinbünde; sie mußten aus dem Reiche austreten und für die Kriege ihres „Protektors" jeder eine bestimmte Anzahl Truppen stellen. So sagten sich am 1. August 1806 die Könige von Bayern und Württemberg, die Großherzöge von Baden, Hessen-Darmstadt und Berg und andere Herzöge und Fürsten vom Reiche los. Kaiser Franz hatte schon im August 1804 Napoleons Kaiserproklamation damit beantwortet, daß er sich zum Erbkaiser von Österreich erklärte. Er legte am 6. August 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder. Der Rheinbund konnte aber nicht entstehen, ohne daß abermals wie 1803 eine Anzahl bestehender und gleichberechtigter Staaten vernichtet wurden (mediatisiert). Damals erfuhren reichsfreie Fürsten, Grafen, Herren und Ritter von Frankreich so grobes Unrecht und eine so rücksichtslose Vergewaltigung, wie sie in der deutschen Geschichte vorher noch nicht verübt worden ist.
§ 34. Iriedrich Wilhelm Ii., 1786—1797.
„Aufrichtig und treu."
Friedrich der Große hatte den Staat auf eine bewundernswerte Höhe gebracht. Doch darin lag eine Gefahr, die der große König selbst erkannt hat, wenn er schreibt: „Meine Nachfolger werden mehr getan haben als ich, wenn es ihnen gelingt, dem Staate das zu erhalten, was ich ihm erworben habe!" Zwar erhielt der preußische Staat unter Friedrich Wilhelm Ii. beträchtlichen Gebietszuwachs*), trotzdem war seme Macht im
*) Die beiden Fürstentümer Ansbach und Bayreuth waren 1792 an Preußen gefallen. Durch die zweite Teilung Polens 1793 hatte es außer dem Gebiete von Danzig und Thoru fast ganz Großvolen (Südpreußen) erhalten, durch die dritte Teilung 1795 das Land zwischen Weichsel, Bug und Niemen nebst einem Teile des Krakauer Landes.
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